Corona-Folgen treffen einkommensschwache Haushalte
Stromspar-Check hilft, Energiekosten im Blick zu haben
Wirtschaftliche Folgen der Corona-Pandemie treffen einkommensschwache Haushalte besonders. „Der Bedarf an Transferleistungen wächst, Kosten durch längere Aufenthaltszeiten zu Hause steigen – im schlimmsten Fall kommt einiges zusammen“, schildert Dirk von der Osten, Vorstand der AWO Region Hannover. Dringend rät er dazu, möglichen Nachzahlungen für Energie vorzubeugen. Im Quartier Laatzen finden dazu im Stromspar-Check kostenlose Beratungen statt, angeboten von der AWO in Kooperation mit der Klimaschutzagentur. „Wenn jetzt in der Corona-Zeit Existenznöte steigen, brauchen wir jede Stellschraube, um in den Haushalten Kosten zu reduzieren“, so Thomas Schrader, Fachbereichsleitung Jugend, Bildung und Soziales der Stadt Laatzen. Die Stadt Laatzen unterstützt das Projekt seit 2017.
Der Lockdown hat neue Brisanz in die Lage Einkommensschwacher gebracht. Ganz konkret zeigt sich beim Blick in die Haushalte: Etwa durch häufigeres Kochen zu Hause, mehr Homeoffice und Homeschooling laufen Geräte länger als sonst. Und das kostet. „Bezieherinnen und Bezieher von Transferleistungen müssen mit dem Geld für Energie gut kalkulieren“, erklärt von der Osten.
Soforthilfen im Wert von bis zu 70 Euro haben Stromsparhelfer wie Fritz Breckerbohm im Gepäck. Nach sechs Wochen coronabedingter Pause ging es für das Team von zwölf Stromsparhelferinnen und Stromsparhelfern im Quartier Laatzen wieder los. Fritz Breckerbohm berät seitdem unter neuen Hygieneauflagen in den Haushalten „Viele machen sich große Sorgen, wie es für sie durch die Corona-Situation weitergeht“, berichtet er. „Da ist es immer schön, dass wir auch Mut machen können, indem wir Sparmöglichkeiten aufzeigen.“
Wie wichtig das ist, bestätigt Dietlind Osterkamp, Leiterin des Jobcenters Laatzen. „Das Angebot, einen Stromspar-Check durchführen und sich beraten zu lassen, empfehlen wir unseren Kundinnen und Kunden gern als Möglichkeit, ihre Kosten spürbar zu beeinflussen“, sagt sie. In Folge des Anstiegs der Leistungsanträge könne sie sich vorstellen, dass steigende Energieverbräuche zu entsprechenden Kostenübernahmeanträgen führen könnten. Diese Auswirkungen werde man voraussichtlich aber erst in den nächsten Turnusabrechnungen erkennen können.
„Die Beratungen treffen gerade jetzt einen Nerv“, betont Peter Heberlein, Sprecher für Umwelt und Klimaschutz der SPD Regionsfraktion, die sich besonders für das Angebot interessiert. „Wir müssen verhindern, dass die Corona-Pandemie das Risiko für Armut weiter erhöht, dafür sind viele Stellschrauben notwendig.“ Ein Beitrag wie dieser zum Energiesparen helfe gleichzeitig, das Klima zu schonen. „Das Thema Klimawandel dürfen wir trotz der jetzigen Situation nicht aus den Augen verlieren.“ Dem pflichtet Udo Sahling bei. Der Geschäftsführer der Klimaschutzagentur Region Hannover hatte 2017 mit der AWO Region Hannover und der Stadt Laatzen den Quartiers-Standort mit eröffnet. Seitdem fanden dort 356 Beratungen statt. „Klimaschutz sollte keine Frage des Geldbeutels sein“, betont Sahling. „In diesem Projekt erhalten Menschen konkrete Unterstützung und leisten gleichzeitig einen Beitrag zum Thema Klimaschutz, die Kombination ist einmalig.“
Die AWO Region Hannover bietet die Stromspar-Checks in Kooperation mit ihrer Partnerin, der gemeinnützigen Klimaschutzagentur Region Hannover an. Die Stadt Laatzen unterstützt das Projekt im Quartier Mitte finanziell und stellt außerdem Büroräume für die Sprechstunden zur Verfügung. Seit dem Lockdown finden die Gespräche im Rahmen der Sprechstunde telefonisch statt. Die Besuche der Stromsparhelferinnen und Stromsparhelfer sind seit Mitte Mai wieder unter Hygieneauflagen möglich. Das Angebot Stromspar-Check können alle Haushalte in der Region Hannover nutzen, die Transferleistungen erhalten oder deren Einkommen unterhalb der Pfändungsfreigrenze liegt. Anmeldung sind möglich unter der Telefonnummer 0511 219 78-169. www.stromsparcheck-hannover.de
Das bundesweite Projekt „Stromspar-Check Aktiv“ wird vom Caritasverband und dem Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums getragen. In der Region Hannover setzt die Arbeiterwohlfahrt Region Hannover e. V. (AWO) das Projekt in Kooperation mit der gemeinnützigen Klimaschutzagentur Region Hannover um. Zusätzliche Mittel gibt es von der Region Hannover, dem Jobcenter Region Hannover und dem enercity-Fonds proKlima.