Laatzen wird Stadt
Stadtwerdung Laatzens mit seinen Ortsteilen
„Des Bürgers Wohl sei oberstes Gesetz. Geht dir der Rat aus, dann geh ins Rathaus“
Mit diesem auf dem Rathaus der Stadt Freiburg stehenden Spruch übergab der Niedersächsische Innenminister Richard Lehners dem Laatzener Bürgermeister Georg Heuer die Urkunde, durch die Laatzen das Recht erhielt, sich fortan „Stadt“ zu nennen. In ihren Ansprachen bei der feierlichen Zeremonie gingen Heuer und Lehners auch auf die Verwaltungs- und Gebietsreform mit der drohenden Eingemeindung Laatzens in die Landeshauptstadt Hannover ein. Mit seinem Freiburger Zitat warb Innenminister Lehners für eine ruhigere Betrachtungsweise in dieser Frage und das bei allem immer „des Bürgers wohl“ im Blick zu behalten sei.
Bürgermeister Georg Heuer bezeichnete den 21. Juni 1968 als „bedeutungsvollen Markstein in der Geschichte unserer Gemeinde“. Die einst schwer vom Zweiten Weltkrieg getroffenen Ortsteile Laatzen und Grasdorf seien kaum wiederzuerkennen. Baustelle reiht sich an Baustelle, Wohnungen, Betriebsstätten und neue öffentliche Bauten wie Schulen entstanden oder entstehen – „Laatzen gibt sich ein neues Gesicht“. Der Bürgermeister beteuerte, beim Streben nach der Verleihung der Bezeichnung „Stadt“ vor allem „das Wohl des Bürgers im Vordergrund unseres Denkens gehabt“ zu haben. Zudem könne damit die „politische Aussagekraft“ einer Gemeinde wesentlich erhöht werden. Mit den anstehenden Fragen der Verwaltungs- und Gebietsreform würde die Stadtwerdung aber nicht in Zusammenhang stehen.
Dennoch ließ sich Heuer zu diesem Thema aus. Schließlich war der für die Durchführung der Verwaltungs- und Gebietsreform zuständige Innenminister Richard Lehners anwesend – ebenso wie Vertreter der Niedersächsischen Landeshauptstadt. So führte Heuer aus, dass „Eingemeindungen, die auch in der Vergangenheit nur begrenzte Erfolge hatten, kein geeignetes Mittel mehr zur Lösung der Stadt-Umland-Probleme bedeuten“. Zudem würden „die innerstädtischen Probleme der Landeshauptstadt einschließlich ihrer eigenen finanziellen Sorgen kaum eine Chance bieten, neu hinzukommende Stadtteile im gleichen Umfang wie bisher zu fördern und zu entwickeln“. Stattdessen müssten andere Lösungen erarbeitet werden. Laatzen jedenfalls sei „auf wirtschaftlichem, finanziellem und verwaltungsmäßigem Gebiet so entwickelt, daß […] unsere zukünftigen Aufgaben auch mit Blick auf das Jahr 2000“ erfüllt werden könnten.
Richard Lehners entsprach dem Wunsch Laatzens nach der Bezeichnung „Stadt“, „um die zielstrebige und in jeder Weise erfolgreiche kommunalpolitische Arbeit des Rates und der Verwaltung am Aufbau eines modernen Gemeinwesens zu würdigen“, wie er in seiner Ansprache deutlich machte. Lehners begründete auch, wieso er mit dieser Entscheidung eine ganze Weile gezögert hatte. Laatzen hatte nicht das klassische „städtische Gepräge“, welches laut Niedersächsischer Gemeindeordnung die Voraussetzung für die Verleihung der Bezeichnung „Stadt“ war. Doch müsste der herkömmliche Stadtbegriff für größere verwaltungsstarke Gemeinden in verstädterten Ballungszentren überprüft werden. Der hergebrachte Gegensatz von Stadt und Land habe an Bedeutung verloren. Daher war es für den Niedersächsischen Innenminister letztlich nur folgerichtig, „der in dieser Stadtlandschaft liegenden [...] Gemeinde Laatzen das Attribut ‚Stadt‘ zu verleihen und damit die heutige Wirklichkeit anzuerkennen“.