Archivfund im Januar
Wohnungsnot in Laatzen – Zeitzeugen gesucht
Archivfund im Januar ist ein Brief des Bürgers M.B. an den Gemeindedirektor Winkler aus dem Juni 1955. Das Archivale nimmt die Lesenden mit in das Laatzen der Nachkriegszeit und gibt einen Einblick in die Wohnraum-Knappheit in allen Ortsteilen.
Der benannte Brief, der detailliert die ‚Wohnungs-Odysee‘ des Bürgers M.B. schildert, ist nur ein Dokument von vielen. „Bei der Recherche zur Archivale des Monats November über die kommunale Armenfürsorge nach dem Zweiten Weltkrieg habe ich festgestellt, dass es zur Nachkriegszeit in Laatzen noch viele andere spannende Quellen gibt. Die Wohnungsnot war in Laatzen - wie auch in fast allen anderen Teilen Deutschlands - nach dem Zweiten Weltkrieg ein sehr großes Problem“, so Stadtarchivar Manuel Schwanse.
Der ausgewählte Brief macht die Verzweiflung deutlich, die aufgrund der Wohnungsnot bei vielen Menschen Normalität war. „Der Bürger M.B. landete nach sechsjähriger Kriegsgefangenschaft und mehreren Stationen in der Laatzener Talstraße, wo er zur Untermiete lebte. Da die Wohnung der Mieterin aufgrund eines Räumungsurteils gekündigt wurde, stand er ohne festen Wohnsitz da. Seine Frau hatte er seit 1944 nicht mehr gesehen, sie lebte als pflegebedürftige Schwerinvalide bei ihrem Sohn in der Ostzone. Im Juni 1955 bat M.B. um die Zuweisung einer Zweizimmerwohnung und er stellte einen Antrag auf Eintragung in die Vormerkliste. Kurz darauf entschied der Wohnungsausschuss der Gemeinde Laatzen, dass zurzeit keine Möglichkeit bestünde, zweckentsprechenden Wohnraum in Laatzen zur Verfügung zu stellen. Im Dezember 1956, eineinhalb Jahre und viele verzweifelte Briefe nach dem Erstantrag später, wurde dem Ehepaar eine Wohnung zugeteilt“, berichtet Schwanse in seinem Archivfund.
Zeitzeugen gesucht
Ähnliche Schriftstücke finden sich auch in den Beständen der anderen Laatzener Ortsteile. Nicht nur der Bürger M.B. hat Briefe geschrieben, ähnliche Einblicke geben auch weitere Zeitzeugen, wie etwa der Bürger G.J., der den Wohnungsausschuss Ingeln anschrieb.
Der Stadtarchivar sucht Zeitzeugen, die über ihre Erfahrungen in der damaligen Zeit berichten können. „Unser neuster Archivfund gibt anhand zweier konkreter Beispiele einen kleinen Einblick in diese leidvolle Zeit, an die sich sicherlich der eine oder die andere Laatzener Bürger/in auch noch gut erinnern kann. Über telefonische Berichte von Zeitzeugen würde ich mich sehr freuen“, so Schwanse.
Telefonisch ist Manuel Schwanse, Stadtarchivar in Laatzen, unter 0511 8205-1015 zu erreichen.
Der Archivfund des Monats ist – wie auch alle Vorgängerfunde – in der Reihe „Archivale des Monats“ auf der Homepage der Stadt Laatzen unter dem Link https://www.laatzen.de/de/stadtarchiv.html zu finden.