zur Schlagwortwolke
16 Archivale des Monats

Archivpflege im Dritten Reich

Ausblick auf die Archivlandschaft in Niedersachsen

„Der Landkreis Hannover beabsichtigt, über alle in den Gemeinden lagernden alten Akten und Urkunden ein Verzeichnis aufzustellen. Dabei kommen Schriftstücke jeder Art in Betracht, die Auskunft geben über das Leben und Treiben unserer Vorfahren, über Handel und Wandel in alten Zeiten“

In dem aus dem Mai 1938 stammenden Schriftstück geht es um die Bedeutung von Archiven und die Vielfalt der Archivlandschaft. In der NS-Zeit wurde Archivarbeit vor allem als „Heimatpflege“ verstanden. So sollte das aufzustellende Archivverzeichnis „die Möglichkeit bieten, alle im Kreis lagernden Schriftstücke für die Geschichte unserer engeren Heimat auszuwerten“. Gegen Ende seines Schreibens an die Bürgermeister des Kreises Hannover wies Landrat Hans von Oldershausen erneut auf die Relevanz der Angelegenheit hin: „Im Interesse unserer niedersächsischen Heimat bitte ich nochmals um regste Mitarbeit“.

Der Landkreis Hannover hatte bereits in den 1930er Jahren eine vielfältige Archivlandschaft, wie unser Archivale des Monats andeutet. So gab es natürlich die Kommunalarchive, die etwa „Verkoppelungsrezesse, Teilungsverträge, Gerichtsentscheide und Flurbücher“ verwahrten und das „Gedächtnis“ der Verwaltung und der jeweiligen Kommune sind. Darüber hinaus existierten Gutsarchive, „die einen Einblick geben in die Lasten und Abgaben der Bauern und in die Tätigkeit der Gutsherren im Staate“. Sie verwahrten wie auch die Adelsarchive wichtige Quellen zur Orts- und Sozialgeschichte. Und schließlich die Kirchen, die „neben den Geburts-, Tauf-, Heirats- und Sterberegistern sehr oft wertvolles Archivgut in Form von Niederschriften der Geistlichen“ bargen.

Heute ist die die Archivlandschaft in Niedersachsen noch größer und vielfältiger als in den 1930er Jahren. Die Behörden, Gerichte und sonstigen Stellen des Landes müssen ihr Schriftgut dem Niedersächsischen Landesarchiv mit seinen sieben Standorten in Aurich, Bückeburg, Hannover, Oldenburg, Osnabrück, Stade und Wolfenbüttel anbieten. Archivarinnen und Archivare schaffen die Quellen für die Zukunft, denn sie bestimmen, was vernichtet und was archiviert wird. Denn: „Quod non est in actis, non est in mundo“ („Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt“).

Auch die Kreise und Kommunen haben die gesetzliche Pflicht, ihr Archivgut zu sichern. Daneben gibt es Kirchen-, Hochschul-, Adels- und Wirtschaftsarchive sowie Spezialarchive mit einem eng umgrenzten Sammlungsgebiet. So etwa das Gorleben Archiv in Lüchow oder das Schwullesbische Archiv in Hannover. Die früheste Erwähnung eines niedersächsischen Archivs findet sich indes im Werk des Geschichtsschreibers Adam von Bremen. Die älteste in Niedersachsen erhaltene Urkunde liegt in Stade: ein Diplom Kaiser Ludwigs des Deutschen von 849.

Theodor Heuss, der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, hat einmal gesagt: „Nur wer weiß, woher er kommt, weiß, wohin er geht“. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Freude beim Forschen in den verschiedensten Archiven unserer Region!

 

 

  • Die Zeitkapsel im Grundstein des Erich Kästner-Schulzentrums

    Am 4. Oktober 1977 wurde der Grundstein für „das größte Bauprojekt der Stadt Laatzen“ gelegt – so titelte die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ am 6. Oktober 1977. Und das zweite Schulzentrum der Stadt ...
    [mehr]

  • Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg

    „Herr Gemeindedirektor, ich bitte nochmals höflichst darum, uns beiden alten Menschen die schweren Leiden und Entbehrungen zu erleichtern.“ In unserem Archivale des Monats November haben wir bereits gesehen, dass die Probleme des ...
    [mehr]

  • Entschädigungen für abgetretenes Land wegen Eisenbahnbau

    oder „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“

    „Auf Antrag der Königlichen Eisenbahn-Direction zu Hannover werden alle diejenigen, welche Ansprüche an die Entschädigungsgelder für die innerhalb der Feldmark Lazen […] behuf der Südbahn abgetretenen ...
    [mehr]

  • Kommunale Armenfürsorge nach dem Zweiten Weltkrieg

    „Unterzeichnete sind Flüchtlinge aus Schlesien und dort haben uns die Polen unser ganzes Hab u. Gut geraubt und geplündert, auch unsere Wertsachen, Uhren und unser ganzes Barvermögen haben sie uns gewaltsam entrissen, ...
    [mehr]

  • Erfassung von Kriegspotential in Rethen

    Akte aus dem Bestand Rethen „Angelegenheiten der Militärregierung“

    „Sie werden hiermit beauftragt, eine genaue Meldung über sämtliches Kriegsmaterial in Ihrem Gebiet abzugeben.“ Als die deutsche Wehrmacht kapitulierte und der NS-Staat endgültig zusammenbrach, kam die „Stunde ...
    [mehr]

  • Statut der Ortskrankenkasse des Landkreises Hannover

    Einführung der gesetzlichen Krankenkassen

    „Die Kasse gewährt ihren Mitgliedern a.    eine Krankenunterstützung nach Maßgabe der § 13 bis 17, b.    eine Wöchnerinnen-Unterstützung nach Maßgabe des § 18, ...
    [mehr]

  • Gesetze für Raucher nichts Neues!

    „Das Rauchen von Cigarren innerhalb des Orts ist nur in den Wohnstuben und auf den Straßen gestattet.“

    Schon 1859 unter Georg V. – dem letzten König von Hannover – gab es eine Vorlage für ein Gesetz zur Regelung des Rauchens. Danach durften Pfeifen ohne Deckel sowie Zigarren (Zigaretten gab es noch nicht) nur im Freien oder in ...
    [mehr]

  • Berechtigung zum Brauen von Hausbier

    Das Brauwesen im 19. Jahrhundert

    „Diesem tritt hinzu, daß die in Rede stehenden Hofbesitzer das Hausbier auch an Arbeiter verabfolgen, die nicht zu ihrem Hausstande gehören, was mit dem vorhin angeführten § 12 insofern unverträglich erscheint, als ...
    [mehr]

  • Die Besichtigung der Leine durch den Wasserbauinspektor

    Hochwasserschutz im 19. Jahrhundert

    „ebenso hat Vollmeier Kelb zu Lazen die angedrohete Strafe von 5 rtr [Reichstaler] zu erlegen, da derselbe die […] aufgegebene Uferbesserung nicht gemacht hatte, zumal die Gemeinde Lazen dadurch an der ausführung ihrer ...
    [mehr]

  • Eine Auseinandersetzung des Braumeisters Böhme mit der Gemeinde Laatzen – oder: „Das Leiden der Pfanne“

    Archivfund April 2021

    „Aller dieser Reparaturen ohnerachtet war dem Übel, ‚das Leiden der Pfanne‘, nicht abgeholfen und dauerte unaufhörlich bis in diesem Jahre 1829 fort, wo es sich denn endlich die Gemeinde angelegen seyn ließ, die ...
    [mehr]