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Starkregengefahrenkarte für das Gebiet der Stadt Laatzen

Überschwemmte Straßen, vollgelaufene Keller: Lokal auftretende Starkregenereignisse können zu Überflutungen und hohen Sachschäden führen. In Folge des Klimawandels ist von einer Zunahme dieser Ereignisse in Häufigkeit und Intensität auszugehen.

Was ist eigentlich Starkregen?

Starkregen ist ein Regenereignis, bei dem eine sehr hohe Menge Niederschlag innerhalb kurzer Zeit fällt. Starkregenereignisse entstehen in der Regel durch konvektive Bewölkung und sind oft auf relativ kleine Gebiete beschränkt. Starkregenereignisse treten typischerweise als Sommergewitter sehr lokal auf und können in kurzer Zeit große Flächen überfluten. Starkregenereignisse können aufgrund ihrer engen räumlichen Begrenzung teilweise nicht von Messnetzen erfasst werden, so dass Vorwarnungen nicht oder nur in einem sehr kurzen Zeitfenster möglich sind. Bei lokalem Starkregen ist es fast unmöglich, vorherzusagen, an welchem Ort er fallen wird.

Für Deutschland hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) für Starkregen folgende Schwellenwerte definiert:

 

  • Markante Wetterwarnung:
    Regenmenge 15 bis 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 bis 35 l/m² in 6 Stunden

  • Unwetterwarnung:
    Regenmengen > 25 bis 40 l/m² in 1 Stunde oder > 35 l/m² bis 60 l/m² in 6 Stunden

  • Warnung vor extremem Unwetter:
    Regenmengen > 40 l/m² in 1 Stunde oder > 60 l/m² in 6 Stunden

 

Eine allgemeingültige, weltweite Definition von Starkregen existiert nicht, da jede Klimazone ihre charakteristischen Niederschlagsmengen hat. Ein Starkregenereignis in den Tropen hat andere Niederschlagsmengen als in Europa.[1]

Nicht jeder starke Regen ist ein Starkregen, der Sturzfluten oder Überflutungen in besiedelten Gebieten auslösen kann. Regenereignisse, die länger als 12 Stunden andauern, werden als „Dauerregen“ bezeichnet. Sie können jedoch vergleichbare Auswirkungen wie Starkregenereignisse haben, wenn dabei große Regenmengen fallen.[2]

Jahrhundertregen? Jahrtausendregen?

Wenn es um Starkregenereignisse geht, fallen oft Begriffe wie Jahrhundertregen oder Jahrtausendregen. Eine statistische Einordnung und Beschreibung von Niederschlägen erfolgt in der Wasserwirtschaft durch die Kenngrößen Niederschlagsdauer, Niederschlagshöhe und Wiederkehrzeit. Damit sind Aussagen möglich wie z. B. „Ein Regen mit einer mittleren Wiederkehrzeit von 20 Jahren und einer Dauer von 60 Minuten hat eine Regenhöhe von 43 mm bzw. 43 l/m²“ Solche charakteristischen Aussagen sind immer ortsbezogen.[3] In Laatzen wäre beispielsweise eine Niederschlagsmenge von 44,9 mm in 60 Minuten ein Regenereignis mit einer statistischen Wiederkehrzeit von fast 100 Jahren (Quelle: Starkregengefahrenkarte für die Stadt Laatzen).

Für Nicht-Techniker*innen ist es mitunter schwierig, sich unter einem 100jährlichen Regenereignis – also einem Ereignis, das so stark ist, dass es statistisch gesehen nur alle 100 Jahr eintritt, in Realität aber auch 2mal in einem Jahr eintreten kann – etwas vorzustellen. Daher wurde zur Vereinfachung der Einordnung und Beschrei-bung von Regenereignissen ein Starkregenindex von 1 bis 12 eingeführt. Ähnlich wie bei Windstärke 12 – dem Orkan – wäre ein Starkregenereignis der Stufe 12 eben ein extremer Starkregen – ein Katastrophenereignis.




Was kann bei einem Starkregen passieren? Ist das gefährlich?

Sturzfluten können überall in Deutschland auftreten, unabhängig von der Nähe eines Gewässers. Auch Todesopfer sind nicht ausgeschlossen.[4]

Schäden durch Starkregen entstehen vor allem durch schnell anschwellende kleine Bäche und Gräben, unkontrolliert oberflächig abfließendes Wasser mit hohem Strömungsdruck, Überlastung der Kanalisation und Rückstau. Dies führt oftmals zu Schäden an Gebäuden, der Infrastruktur und auf landwirtschaftlichen Flächen.[5]

Die Auswirkungen von Starkregen sind abhängig von der Heftigkeit des Ereignisses und insbesondere auch von den örtlichen Gegebenheiten: Geht das Regenereignis über einem Wald, über Grünland, über landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen oder über besiedeltem Gebiet nieder? Wie ist die Topographie? Ist das Gelände bergig, hügelig, steil oder doch eben und flach?

Bei Starkregenereignissen fallen in kurzer Zeit sehr große Niederschlagsmengen. Das Wasser kann nicht vom Untergrund aufgenommen oder über das Entwässerungssystem abgeführt werden. Es können sich plötzlich Sturzfluten mit hohen Fließgeschwindigkeiten bilden und große Bereiche fluten[2]. Tief gelegene Bereiche wie z. B. Tunnel, Keller und Tiefgaragen laufen dann voll Wasser. Stehen Gebäude in Senken, können sich auch andere Bereiche im Haus füllen.

Bei einer Überlastung des Abwassersystems kann es zu Rückstau im Kanal kommen. Wenn die Grundstücksentwässerungsanlage nicht gegen Rückstau aus dem Kanal gesichert ist, laufen Räume unter der Rückstauebene mit Abwasser voll.

Von Überflutungen können Verkehrsgefährdungen ausgehen. Außerdem können unter der Wasseroberfläche nicht erkennbare Gegenstände, Hindernisse

und Öffnungen sein. Mit stärker steigenden Wasserständen besteht die Gefahr des Eindringens von Wasser in die Gebäude. Besondere Gefahr besteht bei der Überflutung von Kellern. Schon ab geringen Wasserständen wird das Öffnen von Türen erschwert.[6]

Bei Kontakt von stromführenden Installationen oder Geräten mit Wasser besteht die Gefahr eines Stromschlages.[7]

Nicht nur vom Wasserstand, sondern auch von der Fließgeschwindigkeit geht eine Gefahr aus. Schon bei niedrigen Wasserständen aber gleichzeitig hoher Fließgeschwindigkeit besteht erhöhte Sturzgefahr. Weiterhin können Gegenstände und Materialien mitgerissen werden und zu Verletzungen führen. Überflutete Bereiche sollten daher möglichst nicht betreten werden. Durch die Strömung des Wassers auf der Oberfläche kann es außerdem zu Erosion kommen und somit zum Abtransport von Schlamm, Geröll und Treibgut. Dies kann wiederum zum Verschluss/ Verklausungen von Brücken, Durchlässen und Einläufen führen und durch Rückstaueffekte die Gefahren durch Starkregen verstärken.[8]

Die einhergehenden Gefahren und Risiken werden durch die veränderten Eigenschaften und Strukturen heutiger Siedlungsbereiche und Einzugsgebiete verstärkt.[10]

So tragen u.a. ein hoher Versiegelungsgrad und eine dichte Bebauung, fehlende Rückhalteflächen und veränderte Nutzungen im Siedlungsraum (z.B. zu Wohnzwecken ausgebaute Kellergeschosse) dazu bei.[11]

Was mache ich im Starkregenfall?

·         Bleiben Sie im Gebäude, aber meiden Sie überflutungsgefährdete Räume.

·         Halten Sie sich möglichst nicht im Freien auf.

·         Achten Sie besonders auf Kinder und hilfsbedürftige Personen in der Nähe und helfen Sie diesen, wenn Ihnen das möglich ist.

·         Wählen Sie bei einem Notfall den Notruf der Feuerwehr (112)

·         Schalten Sie frühzeitig den Strom für Gebäudeteile und Räume ab, die von eindringendem Wasser bedroht sind.

·         Verfolgen Sie die Wetterberichte und die Nachrichten.

·         Wenn der Keller vollläuft: Gehen Sie nicht in den Keller – hier drohen im schlimmsten Fall Stromschläge oder Ertrinken!

·         Versuchen Sie nicht, Gegenstände aus dem volllaufenden Keller zu retten. Nichts ist wertvoller als Ihr Leben!

·         Fahren Sie nicht in Tiefgaragen oder in überflutete Bereiche!

·         Versuchen Sie nicht, Ihr Auto aus der Tiefgarage zu fahren. Kein Auto ist es wert, Ihr Leben zu riskieren!

Gibt es Warnungen vor Starkregen? Wie erhalte ich diese?

Es gibt Warn-Apps für das Handy, z. B. NINA oder Katwarn, die kostenfrei in den App-Stores installiert werden können. Zudem gibt es zahlreiche Wetter-Apps mit Regenradar, um das aktuelle Wettergeschehen im Blick zu behalten. Einige davon sind auch kostenfrei. Darüber hinaus berichten Nachrichtensendungen und Wetterberichte. Informieren Sie sich!  

 

EXKURS: ABGRENZUNG STARKREGEN ZU HOCHWASSER

Im Gegensatz zu Starkregenereignissen entstehen Flusshochwasserlagen in der Regel durch lang andauernde, großflächige Niederschläge meist geringerer Intensität.

Die hohen Abflussmengen können zur Erhöhung des Wasserstandes im Gewässer, zu einer hydraulischen Überlastung und damit zu seitlichen Ausuferungen des Flusses führen. Dementsprechend liegen die Gefahrenbereiche für Hochwasser entlang der Gewässer, während Starkregengefahren prinzipiell überall auftreten können. Schäden bei Flusshochwasser entstehen u.a. durch große Wassertiefen und langanhaltende Überflutungen.

Insbesondere an großen Flüssen lassen sich mögliche Hochwassersituationen durch Überwachungssysteme gut vorhersagen, so dass oft genügend Zeit bleibt, um geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. An kleinen Gewässern ist eine trennscharfe Abgrenzung zwischen Hochwasser und Starkregen oft nicht möglich, da Überflutungen als Kombination von oberflächig abfließendem Starkregen und ausuferndem Gewässer entstehen können.[12]


[1] Aus Leitfaden für die Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen, UAN 2024
[2] Aus Leitfaden für die Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen, UAN 2024
[3] Aus Leitfaden für die Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen, UAN 2024
[4] Aus Leitfaden für die Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen, UAN 2024
[5] Aus Leitfaden für die Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen, UAN 2024
[6]Aus Leitfaden für die Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen, UAN 2024
[7] Aus Leitfaden für die Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen, UAN 2024
[8] Aus Leitfaden für die Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen, UAN 2024
[9]Aus Leitfaden für die Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen, UAN 2024
[10]Aus Leitfaden für die Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen, UAN 2024
[11] Aus Leitfaden für die Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen, UAN 2024
[12] Aus Leitfaden für die Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen, UAN 2024