zur Schlagwortwolke
Vergilbtes Schriftstück aus dem Stadtarchiv Laatzen

Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg

„Herr Gemeindedirektor, ich bitte nochmals höflichst darum, uns beiden alten Menschen die schweren Leiden und Entbehrungen zu erleichtern.“

In unserem Archivale des Monats November haben wir bereits gesehen, dass die Probleme des täglichen Überlebens nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer prägenden und kollektiven Grunderfahrung eines großen Teils der deutschen Bevölkerung gehörten. Dabei war die Wohnungsnot neben dem Hunger für viele Menschen die größte Herausforderung. Der Mangel an Wohnraum war auf zwei Ursachen zurückzuführen: Zum einen wurde im Zweiten Weltkrieg neben Industrieanlagen und Infrastruktur auch viel Wohnraum zerstört. Zum anderen war die Bevölkerung durch Evakuierte, Flüchtlinge und Vertriebene angewachsen, was die Wohnungsknappheit weiter verschärfte. Durch die Luftangriffe auf die deutschen Städte wurde es notwendig, Millionen Obdachlose in ländliche Gebiete zu evakuieren. Zudem kamen rund zwölf Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen „Ostgebieten“ in die Bundesrepublik. Nach Kriegsende wurden von den Besatzungsmächten der drei Westzonen Maßnahmen zur Bekämpfung der Wohnungsnot geschlossen. Auch nach der Gründung der Bundesrepublik 1949 war der Wohnungsmangel noch ein großes Problem, sodass die Bundesregierung die Wohnungszwangsbewirtschaftung einführte.

Zahlreiche Unterlagen im Stadtarchiv Laatzen geben einen Einblick in die Wohnungsnot der Nachkriegszeit und die Wohnraumbewirtschaftung in Laatzen. Der heutige Archivfund des Monats ist ein Brief eines verzweifelten Laatzeners an den Gemeindedirektor Winkler. Der Bürger M.B. landete nach sechsjähriger Kriegsgefangenschaft nach mehreren Stationen in der Laatzener Talstraße, wo er zur Untermiete lebte. Da die Wohnung der Mieterin aufgrund eines Räumungsurteils gekündigt wurde, stand er nun ohne festen Wohnsitz da. Seine Frau hatte er seit 1944 nicht mehr gesehen, sie lebte als pflegebedürftige Schwerinvalide bei ihrem Sohn in der Ostzone. Dieser ging einer Arbeit nach, sodass er seine Mutter nicht richtig pflegen konnte. Nun war es „ihr Wunsch zu mir zu kommen, damit wir die letzten paar Jahre zusammen verleben können.“ Im Juni 1955 bat M.B. um die Zuweisung einer Zweizimmerwohnung und er stellte einen Antrag auf Eintragung in die Vormerkliste. Kurz darauf entschied der Wohnungsausschuss der Gemeinde Laatzen, dass zurzeit keine Möglichkeit bestünde, zweckentsprechenden Wohnraum in Laatzen zur Verfügung zu stellen. Im Dezember 1956, eineinhalb Jahre und viele verzweifelte Briefe nach dem Erstantrag später, wurde dem Ehepaar eine Wohnung zugeteilt.

Ähnliche Schriftstücke finden sich auch in den Beständen von anderen Laatzener Ortsteilen. So erreichte den Wohnungsausschuss in Ingeln im Jahre 1948 der Brief eines Bürgers, der 1947 aus der Kriegsgefangenschaft nach Ingeln kam. Ihm wurde ein Zimmer in der Wohnung eines Ingelner Bauern zugewiesen. Allerdings konnte dieser Raum nicht geheizt werden. So setzte sich der Antragsteller G.J. während der Wintermonate abends in die beheizte Wohnstube der ihn aufnehmenden Familie. „Das geht wohl eine Zeit lang, aber doch nicht auf die Dauer, denn schliesslich will ja auch die Familie für sich und ungestört sein.“ Aus diesem Grund bat J. darum, „meinen Antrag auf einen Wohnungswechsel baldigst stattzugeben und mir ein heizbares, falls nicht möglich, ein Zimmer, in dem ich einen Ofen aufstellen kann, zuzuweisen.“

  • Männergesangsverein Grasdorf

    140 Jahre Gesangsgechichte in Grasdorf

    „Die Gesangsübungen geschehen vorläufig zweimal in der Woche, abends von 7 ½ bis 9 ½ Uhr. Jedes Mitglied hat sich rechtzeitig einzufinden. Zuspätkommen wird mit 5 Pfg., gänzliches Fehlen mit 10 Pfg. bestraft, ...
    [mehr]

  • Der Besuch des Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß in Laatzen

    „Eine lebende Legende im Wahlkampf für Gansäuer“

    „Eine lebende Legende im Wahlkampf für Gansäuer“ – so titelte das Amtliche Mitteilungsblatt „Unsere Stadt“ in der Ausgabe vom 11. Juni 1986 über den Besuch des CSU-Vorsitzenden und Bayerischen ...
    [mehr]

  • Ausgliederung von Gebietsteilen der Stadt Laatzen nach Hannover

    „Durch die Ausgliederung des Messegeländes und die in ihrem Bereich liegenden gewerblichen Einrichtungen wird der Stadt Laatzen das Kernstück ihrer finanziellen Kraft genommen. Bei ersatzlosem Wegfall des Steueraufkommens wird die ...
    [mehr]

  • Der Laatzener NS-Bürgermeister Heinrich Neelmeier

    „Zusammenfassend bleibt festzuhalten, daß Laatzen bis 1933 politisch fest in den Händen der SPD geblieben ist und die NSDAP nur sehr schwer Fuß fassen konnte. Bis 1936 ist es der Partei schließlich gelungen, das ehemals ...
    [mehr]

  • Laatzen wird Stadt

    Stadtwerdung Laatzens mit seinen Ortsteilen

    „Des Bürgers Wohl sei oberstes Gesetz. Geht dir der Rat aus, dann geh ins Rathaus“ Mit diesem auf dem Rathaus der Stadt Freiburg stehenden Spruch übergab der Niedersächsische Innenminister Richard Lehners dem Laatzener ...
    [mehr]

  • Die Arbeitsschlacht 1933/1934 in Laatzen

    Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit durch die Nationalsozialisten

    „Die Gemeinde Laatzen befindet sich in einer ausserordentlich schlechten finanziellen Lage, welche insbesondere dadurch hervorgerufen ist, dass alle im Gemeindebezirk befindlichen industriellen Betriebe, die als Arbeitgeber für eine ...
    [mehr]

  • Nachweis der arischen Abstammung für Gemeindebeamte

    "Ariernachweis" musste auch in Laatzen erbracht werden.

    „Soweit noch nicht geschehen, hat jeder noch einzuweisende Gemeindevorsteher und Beigeordneter unverzüglich den Nachweis zu erbringen, dass er und seine Ehefrau arischer Abstammung ist“ Der sogenannte „Ariernachweis“ war ...
    [mehr]

  • Geschwindigkeitsbeschränkungen im 19. Jahrhundert

    „Es ist hier Beschwerde darüber geführt worden, daß Motorwagen im hiesigen Kreise in viel zu schnellem Tempo auf den Straßen fahren, speziell auch innerhalb der einzelnen Ortschaften und so Menschen gefährden.“ ...
    [mehr]

  • Der Anschlag auf das Verlagsgebäude des amtlichen Mitteilungsblattes „Unsere Stadt“

    „Es ist bezeichnend, daß die Täter ganz offensichtlich nicht in der Lage sind, gegen die SPD sachliche Argumente vorzubringen, sondern statt dessen heimtückische Anschläge verüben. Ja sogar die Sippenhaftung, wie das ...
    [mehr]

  • Die Schlacht um Stalingrad und die Gefallenen der Gemeinde Laatzen im Zweiten Weltkrieg

    Briefe geben Auskunft

    „Seien Sie tapfer, denn ich habe heute die ernste Pflicht, Ihnen mitzuteilen, daß Ihr lieber Mann, der Gefreite A., heute früh durch Granatsplitter den Heldentod für Führer, Volk und Vaterland gefunden hat.“ In ...
    [mehr]