zur Schlagwortwolke
Aufgeschlagenes Buch, eine historosche Handschrift auf vergilbtem Papier ist zu sehen.

Berechtigung zum Brauen von Hausbier

Das Brauwesen im 19. Jahrhundert

„Diesem tritt hinzu, daß die in Rede stehenden Hofbesitzer das Hausbier auch an Arbeiter verabfolgen, die nicht zu ihrem Hausstande gehören, was mit dem vorhin angeführten § 12 insofern unverträglich erscheint, als hier nach nur das Hausbier zur eigenen Consumtion d.h. für den Bedarf der eigenen Familie steuerfrei gebraut werden darf.“

Das Brauwesen war im 19. Jahrhundert ein wichtiger Wirtschaftszweig in vielen Gemeinden und für den städtischen Fiskus äußerst lukrativ. Ob dies auch für Laatzen zutrifft, lässt sich mangels Quellen nicht zweifelsfrei bestätigen. Das Archivale des Monats Juli deutet aber zumindest darauf hin, dass in Laatzen Bier gebraut wurde. Das Schriftstück nimmt Bezug auf ein Gesetz des Königreichs Hannover über die Biersteuer aus dem Jahr 1835. Dieses Gesetz regelte die Möglichkeit, zu Hause sogenanntes „Hausbier“ zu brauen. Demnach war zum eigenen Gebrauch gebrautes Bier, „sofern dasselbe in Kesseln von nicht mehr als 40 Stübchen Raum-Inhalt gekocht wird, abgabefrei“.[1] Bei „Stübchen“ handelt es sich um ein altes norddeutsches Flüssigkeitsmaß von ca. 4 Liter. Wer von dem zum eigenen Bedarf abgabefrei gebrauten Bier etwas verkauft oder verschenkt, musste mit einer saftigen Geldstrafe sowie dem Verlust der Erlaubnis, Hausbier steuerfrei zu brauen, rechnen.

In Laatzen hatten sich im Dezember 1855 39 Hofbesitzer zusammengetan und beim Oberzollkollegium in Hannover den Antrag gestellt, Hausbier steuerfrei brauen zu dürfen. Bedauerlicherweise ist dieser Antrag nicht im Stadtarchiv überliefert. Wir können also nicht mit Sicherheit sagen, ob die 39 Hofbesitzer bereits zuvor steuerpflichtig Bier gebraut hatten oder ob sie diesem Handwerk erst nach Genehmigung des Antrags nachgehen wollten. Wie dem aus sei, der Antrag wurde abgelehnt. Offensichtlich wollte man keinen Präzedenzfall schaffen, da „die größeren Grundbesitzer anderer obrigkeitlicher Bezirke eine gleiche Begünstigung in Anspruch nehmen und damit nicht würden zurückgewiesen werden können“. Zudem fürchtete das Oberzollkollegium in Hannover, dass die Hofbesitzer das Bier auch an ihre Arbeiter verteilen würden. Belege für diese Unterstellung lieferte das Hannoversche Oberzollkollegium nicht. Möglicherweise spielte die Aussicht auf schmerzhafte Steuerausfälle bei der Ablehnung des Antrags eine Rolle.


[1] Gesetz-Sammlung für das Königreich Hannover. Jahrgang 1835. Gesetze über die Branntewein- und über die Biersteuer, S. 177.

  • Die Ortsbesichtigung in Ingeln 1902

    „Bei Gelegenheit der neuerdings durch den Herrn Kreisarzt Dr. Becker vorgenommenen Ortsbesichtigung in Ingeln hat sich ergeben, daß zahlreiche Mist- und Dungstätten insofern in mangelhaftem Zustande sich befinden, als bei denselben ...
    [mehr]

  • Gedenkorte in Laatzen

    Das Ehrenmal in Gleidingen

    Am zweiten Sonntag vor dem 1. Advent finden in Laatzen (und in vielen anderen Städten und Gemeinden in Deutschland) anlässlich des Volkstrauertages seit vielen Jahren öffentliche Gedenkveranstaltungen statt. 2020 und 2021 verzichtete ...
    [mehr]

  • Die tödlichen Folgen des „Fringsen“

    „Trotzdem mein Mann nie abends fortgegangen ist, sagte er mir am gestrigen Abend, dass er die Absicht habe, bis zum Güterbahnhof zu gehen, um evtl. etwas Kohle zu beschaffen. Etwa um 23.00 Uhr verliess er die Wohnung und ist nicht mehr ...
    [mehr]

  • Die Hungerkrise nach dem Zweiten Weltkrieg

    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Probleme des täglichen Überlebens zu einer prägenden und kollektiven Grunderfahrung eines großen Teils der deutschen Bevölkerung. Mit der Wohnungsnot haben wir uns in dem Archivfund des ...
    [mehr]

  • Badebetrieb im Zweiten Weltkrieg

    „Um in jedem Falle die Aufrechterhaltung des Badebetriebes, der zur Gesunderhaltung und Widerstandskraft des deutschen Volkes dient, sicher zu stellen, bitte ich, falls Schwierigkeiten betreffs des Personals bestehen sollten, mir die ...
    [mehr]

  • Impfungen und Infektionsschutz in der Nachkriegszeit in Oesselse

    Die Schüler sind im Unterricht auf die Notwendigkeit allgemeiner und körperlicher Hygiene wiederholt hinzuweisen (z.B. gründliches Händewaschen nach jeder verrichteten Notdurft und vor jedem Essen; Genuss nur gewaschenen Obstes ...
    [mehr]

  • Archivpflege im Dritten Reich

    Ausblick auf die Archivlandschaft in Niedersachsen

    „Der Landkreis Hannover beabsichtigt, über alle in den Gemeinden lagernden alten Akten und Urkunden ein Verzeichnis aufzustellen. Dabei kommen Schriftstücke jeder Art in Betracht, die Auskunft geben über das Leben und Treiben ...
    [mehr]

  • Flüchtlingsbetreuung in Grasdorf

    „Mein letzter Wohnort – Gollnow/Pom[mern] – liegt in der an Polen abgetretenen Zone. Meine Ehefrau ist im Juni dieses Jahres ein Opfer der Krieger geworden. Meine Eltern ziehen heimatlos in der von den Russen besetzten Zone ...
    [mehr]

  • Grundsteinlegung, Richtfest und Einweihung des Leine-Einkaufszentrums

    „Durch seine einzigartige Verbindung von Einkaufsmöglichkeiten, Dienstleistungsbetrieben, Wohnungen, ergänzt durch kommunale Einrichtungen wie Rathaus und Bürgerhaus sowie Post und Heizwerk, entsteht an dieser Stelle ein neuer ...
    [mehr]

  • Verhandlungen über den Zusammenschluss der Gemeinden Laatzen und Grasdorf

    „Da unser Kreis durch die verschiedenen von der Stadt Hannover durchgeführten Eingemeindungen im Bestande und im Zusammenhange erheblich geschwächt ist, außerdem für die Vorortsgemeinden nach wie vor die Gefahr besteht von ...
    [mehr]